Foto: Christopher Glanzl
Eine der seltenen Demos der 24-Stunden-Pflegerinnen für gerechtere Arbeitsbedingungen.
Dass die Politik das Anliegen dieser Frauen ignoriert, werden wir noch teuer bezahlen.
Der (ober-)österreichische Pflegenotstand ist ein alter Hut, und der brennt lichterloh. Doch die Flammen werden mit Garantie noch höher, denn immer mehr der noch 60.000 ausländischen 24-Stunden-Pflegerinnen kehren Österreich den Rücken. Sie haben genug von Scheinselbständigkeit, Hungerlohn und Armutspension.
Die Geringschätzung der 24-Stunden-Betreuerinnen spiegelt sich in Zahlen wider: Ihr Tageslohn beträgt zwischen 65 und 85 Euro, das entspricht bei zwei Stunden Pause pro Tag einem Stundenentgelt von 3 bis 4 Euro. Davon muss noch Sozialversicherung bezahlt werden (etwa 2.000.- Euro im Jahr), und oft kassiert auch noch eine Vermittlungsagentur mit. Mehr als 900 derartige Agenturen gibt es mittlerweile in Österreich.
Wer sich von diesem Hungerlohn für harte Arbeit nicht abschrecken lässt, wird noch durch eine lächerliche Pensionszahlung bestraft. „Pro Arbeitsjahr erwerben die ausländischen Frauen einen Pensionsanspruch von etwa zehn Euro pro Monat,“ rechnet Anna Leder vor. Die pensionierte Physiotherapeutin aus Wien hat vor drei Jahren die Interessengemeinschaft der 24-h-Betreuerinnen (IG24) mitgegründet und setzt sich für die Anliegen dieser Frauen ein, die meist im Zwei- oder Dreiwochenrhythmus zwischen Heimat und Arbeitsplatz pendeln. Mit 60 Jahren erhalten sie nach 15 Arbeitsjahren etwa 140 Euro Pension, nach 20 Jahren etwa 280 Euro, netto pro Monat. Leder: „Altersarmut ist vorprogrammiert. Eigentlich können diese Frauen gar nicht in Pension gehen. Sie müssen bis ins hohe Alter arbeiten.“
»Wenn wir die Rahmenbedingungen für die 24-Stunden-Betreuerinnen nicht ändern, gehen wir einem Notstand entgegen. Schon jetzt geben jedes Jahr 1.500 ihren Job auf,“ warnte die Wirtschaftskammer vor einem Jahr. In Oberösterreich waren Ende 2021 noch 8.632 aktive Betreuerinnen gemeldet, aktuell sind es 8.223…

Anna Leder (oben) von der IG24 setzt sich für die Interessen der 24-Stunden-Betreuerinnen ein. Bisher stießen die Forderungen der Interessengemeinschaft bei der Politik auf taube Ohren. Auch eine Demonstration vor dem Sozialministerium (unten) blieb ohne Erfolg. „Die Sozialpartner konnten sich auf keine neuen Bedingungen einigen,“ hieß es im Ministerium.
