Foto: Michael Eichlberger

Foto: Michael Eichlberger

Jerusalem-Pilger aus OÖ muss durch die Katastrophenregion

Vor mehr als 230 Tagen hat sich Michael Eichlberger aus Prambachkirchen im Bezirk Eferding auf einen langen Weg gemacht. Begleitet wird der 42-Jährige von seinem weißen Schäferhund Lazaro. Seit mehr als 230 Tagen weichen die beiden einander nicht von der Seite. Wo Michael geht, trottet auch Lazaro, wo das Herrl Pause macht, ruht auch der Hund. Ihr Ziel ist Jerusalem.
Mehr als 2.500 beschwerliche Kilometer hat das vertraute Duo schon zurückgelegt, etwa 1.000 Kilometer haben sie noch vor sich. „Ich pilgere für Frieden und Hoffnung,“ sagt der Oberösterreicher.
Seit der Vorwoche hat dieses Motto noch eine viel tiefere Bedeutung erhalten. Der selbständige Malermeister und sein vierjähriger „Bua“, wie er seinen Vierbeiner liebevoll nennt, müssen nämlich auch einen Teil des Erdbebengebiets in der Südtürkei durchqueren. Derzeit sind die beiden noch gut 300 Kilometer Fußmarsch von der Krisenregion entfernt. Aber auch hier, südwestlich von Konya in Zentralanatolien, ahnt Michael bereits, was ihn und seinen Hund noch erwartet. Schnee und Kälte setzen ihm und Lazaro gehörig zu. „Ich muss den Schlamm und Dreck gleich entfernen, weil er sofort anfriert,“ schildert er, nachdem er gerade bei minus 5 Grad barfuß einen Bach durchquert hat.

Jerusalemweg – das klingt ein wenig nach Psalm und Weihrauch. Doch die Wirklichkeit schaut anders aus. Mit einem 28-Kilo-Rucksack sind große Hitze und große Kälte noch schwerer zu ertragen und bis zu 2.000 m hohe Berge noch schwieriger zu überqueren. Das alles haben Michael und Lazaro schon hinter sich, genauso wie Verkühlungen, eingetretene Dornen oder zerschundene Hände und Füße.
Derzeit mühen sich die beiden durch den zentralanatolischen Winter mit bis zu einem Meter Neuschnee. Nach dem schrecklichen Erdbeben zeltete Michael in der Nacht zum 7. Februar in der Winterwildnis. Zitternd vor Kälte stieg er um 3 Uhr in der Früh bei starkem Wind in die gefrorenen Schuhe, um mit seinem Hund im kniehohen Pulverschnee weiter zu stapfen. Nach wenigen Stunden war der Weg unter den Füßen plötzlich weg. „Ich bin in ein sechs Meter tiefes Loch gefallen, hab’ ganz schön zu tun gehabt, mich mal vom Rucksack loszumachen und wieder hoch zu kommen. Lazaro half mir, indem ich mich beim Halsband hielt,“ schreibt Michael in seinem Facebook-Eintrag. Gemeinsam buddelten sich die unzertrennlichen Freunde wieder frei.
Zu den Beschwerlichkeiten kommen unvergessliche Glücksmomente. Dazu gehört die unglaubliche Gastfreundschaft in den verschiedenen Ländern. Michael wird bei seiner abenteuerlichen Tour auch immer wieder gefragt, welcher Religion er angehöre. Dann antwortet er: „Ich kam ohne Religion in die Welt, wurde ins Christentum hineingeboren und habe mich aus Überzeugung zu Jesus auf einen Friedensweg aufgemacht.“ Am Ende werde man nicht nach Zugehörigkeit gemessen, „sondern nach dem, was Herz und Hirn austragen,“ so der 42-Jährige.